42 ED B - Geschwister

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Zwei Brüder
Es war einmal ein Junge namens Kain, der von seinen beiden Eltern die ganze Liebe und Aufmerksamkeit bekam. Als er aufwuchs, kannte der Junge nur eine Welt, in deren Mittelpunkt er selbst stand. Alle um ihn herum kümmerten sich nur um ihn und um nichts anderes. All das änderte sich, als seine Mutter Abel zur Welt brachte.
Kain hätte verstehen müssen, dass die Aufmerksamkeit seiner Eltern von nun an zwischen ihm und seinem Bruder aufgeteilt werden würde. Das war eine Erkenntnis, die er nicht akzeptieren konnte. Und er wurde immer eifersüchtiger und manchmal sogar gewalttätig gegenüber seinem kleinen Bruder.
Als Erstgeborener schaute Kain natürlich zu seinem Vater als Vorbild auf. Der Tradition folgend, erzog der Vater selbst den Jungen mit bestimmten Erwartungen. Deshalb war es für Kain besonders schmerzlich zu sehen, dass sein Vater sich nun so sehr um seinen jüngeren Bruder kümmerte.
Abel schaute natürlich zu seinem Bruder auf, um sich zu orientieren. Die Dinge waren auch für ihn nicht einfach, aber im Gegensatz zu Kain kannte Abel nichts anderes.
Als die Jungen heranwuchsen, entwickelte Kain ein starkes Verantwortungsbewusstsein und übernahm der Tradition folgend den Hof der Familie.
Abel, der frei von allen Verpflichtungen war, entschied sich dafür, Hirte zu werden. Kain beneidet seinen jüngeren Bruder um dessen Selbstständigkeit, denn das Leben als Bauer wurde immer beschwerlicher. An dem Tag, an dem die Brüder ihrem Vater ein Geschenk machen sollten, brachte Kain nur ein paar Bündel trockenes Gras mit. Abel, der sich selbst gut versorgte, brachte ein ganzes Lamm. Als der Vater Abel für seine Großzügigkeit dankte, fühlte Kain eine tiefe Scham. Über Nacht verwandelte sich seine Scham in einen Hass ungeheuren Ausmaßes und am nächsten Tag tötete er seinen eigenen Bruder.